Ein Fahrradrennen mit pietätlosen Ausgang
Wenn ich im Jahr 2012, 50 Jahre zurückschaue, werde ich an die Schulentlassung im Frühjahr 1962 erinnert. Gemeinsam haben wir uns mit den Einschulungsjahrgängen 1953 bis 1955 an die gemeinsame Schulzeit und Kindheit bei einem Klassentreffen erinnert.
Ein Erlebnis wurde noch einmal aus der Erinnerung hervor geholt und das möchte ich auch veröffentlichen. Man könnte dieser Geschichte die Überschrift geben, ein Fahrradrennen mit einem pietätlosen Ausgang.
Treffpunkt für die Schuljugend aus Lindenberg war mitten im Dorf beim Dorfweiher. Da war immer etwas los. Wenn wir als Jungen uns nicht mit dem Fußballspielen beschäftigten, hatten wir andere Dinge im Kopf. Faszinierend für uns die Motorradrennen oder aber auch die Fahrradrennen die oft durchgeführt wurden auf der Strecke Siegen-Freudenberg. Bilder sah man in der Zeitung wo ein Walter Schneider aus Weidenau oder aber Dieter Falk aus Freudenberg mit Lorbeerkranz abgebildet waren. Dieter Falk wurde in seiner Klasse deutscher Meister und Walter Schneider mit Seitenwagengespann gar Weltmeister.
Ja wir wollten auch ein Fahrradrennen veranstalten und zwar mitten im Dorf um den Dorfweiher und der näheren Umgebung. Es sollte ja auch publikumswirksam sein.
Nachdem wir die Strecke festgelegt hatten, wurde die einzelnen Rennen ausgelost. Es ging im einfachen K.O. System, immer 2 Fahrer starteten. In unseren Augen eine ganz tolle Sache. Ob die älteren „Zuschauer“ das auch so gesehen haben, möchte ich stark bezweifeln. Nach mehreren halsbrecherischen Fahrten, die allerdings unfallfrei ausgingen, stand der Sieger dann fest.
Es mussten Siegerkränze her. Wir hatten in der Zeitung die Sieger mit ihren Kränzen gesehen, und wenn mich nicht alles täuscht war auch ein solcher in Freudenberg bei Falks an der Tankstelle zu sehen.
Da kam uns eine Idee. Auf dem Friedhof hinterm Nöchel, war erst vor kurzen ein Grab abgeräumt wurden. Der Grabschmuck mit den ausgedienten Trauerkränzen wurde vor dem Eingang gelagert.
Diese Kränze wurden nun in die Dorfmitte gebracht und dem Sieger
umgehängt – was für uns nichts anstößiges war.
Das wiederum löste großen Unmut und Empörung aus. Wir wurden aufgefordert die Kränze umgehend wieder an den Ort zu bringen wo wir sie hergeholt hatten.
Der Weg war uns zu weit, daher entsorgten wir sie in den Kellerräumen des im 2. Weltkrieg abgebrannten Wohnhauses des Hermann Kämpfer.
Das Wohnhaus wurde später wieder aufgebaut und heute wohnt die Familie Wisser hier.
Friedhelm Röcher
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