Lindenberger Dorfchronik

Ein Gang durch die Geschichte des Dorfes Lindenberg

Das tatsächliche Alter von Lindenberg wird man wohl nie in Erfahrung bringen. Sicher sind die Anfänge des Ortes mit der Geschichte von Alchen zu sehen. Man kann sich nur auf die bisher bekannten Urkunden, Erwähnungen und Nennungen stützen, wobei letztere durchaus mit einer gewissen Skepsis zu betrachten sind.

Erwähnt wird Lindenberg als Lintenbracht 1344 in einem Güter- und Mannbuch der Adeligen von Bicken, die in der Burg Bicken bei Herborn und später in Hainchen ihren Sitz hatten. Sie bekamen von „Lintenbracht den großen Zehenten in dreyen Huben zum halen und den kleinen zum halen.“ Wie man zu den Berechnungen gekommen ist, kann man schwerlich nachvollziehen. Aber „drey Huben“ weisen auf drei Höfe hin. Die beurkundete Ersterwähnung Lindenbergs stammt aus dem Jahre 1382 und ist als gesichert anzusehen. Es geht um einen gütlichen Vergleich zwischen Bürgern auf dem Hof Dröningen (gelegen zwischen Alchen und Bühl) und dem Kloster Keppel. In dieser Urkunde wird ein Hertwin von Lintenbrechterwähnt.

Aber wie hat es nun begonnen? Man kann vermuten, dass die Besiedlung von der

„Freiheit“ her begonnen hat. Dort hat ein Hof gestanden, der nach seinem Verfall als „Wüste Alche“ in dem langen Hudestreit zwischen Alchen und Lindenberg immer Erwähnung findet (siehe „650 Jahre Alchen“ von Prof. Thyen). Die Alcher Gemarkungsgrenze ging im Westen bis an den Höhenweg Siegen – Freudenberg, also vom „Heisberger Bahnhof“ bis zur „Krummbirke“ auf der Wilhelmshöhe (in etwa dem Verlauf der heutigen Autobahn A45). In diesem schmalen, langen Flurstück waren drei Höfe entstanden, die sich von Alchen abgesondert hatten. Diese drei Höfe dürften wohl in der Ortsmitte von Lindenberg um den Weiher herum gestanden haben. Wasser war vorhanden und die Lage war windgeschützt. Die Flurbezeichnung „Hofwiese“ kommt der Vermutung recht nah. Das Tal war zur „Freiheit“ hin offen und an den Hängen waren Viehhaltung und Landwirtschaft möglich. Hoher Viehbestand und knappe Weideflächen führten bald zu erbitterten Hudestreitigkeiten mit Alchen. Die Streitigkeiten erreichten im Jahre 1550 ihren Höhepunkt damit, dass der Alchener Hirte eingekerkert wurde. Ob der sogenannte „Arndtshof“ auf der Lindenberger Höhe schon bestanden hat, ist ungewiss. (Quelle: „Über die Bildung von Familiennamen im Kirchspiel Oberholzklau“ von Hans Schmeck, erschienen in den Blättern des Heimat- und Geschichtsvereins Siegerland, Heft 2/2012) Auch ist nicht nachvollziehbar, ob weitere Ansiedlungen in der Gemarkung stattgefunden haben. Der Flurname „Siebelsaat“ oder auch „Siebelshoa“ sowie das Vorkommen des Familiennamens Siebel um 1600 lassen die Vermutung zu, dass es sich auch hier um eine Ansiedlung gehandelt hat. Auch das Höhehaus (Kämpfer), gelegen am Höhenweg Siegen – Köln oder aber auch Bruderweg genannt, spielt von Alters her eine wichtige Rolle.

In verschiedenen Kaufbriefen erscheinen immer wieder Lindenberger Namen.

Üblich war, dass man nur die Vornamen verwendete. Der älteste Kaufbrief stammt vom 29. Mai 1451. In diesem Kaufbrief werden ein Kirchmeister Henne von Lynttenbrecht sowie ein Hannes von Lynttenbrecht als Weinkaufleute erwähnt. Es war üblich, dass der Vertrag nach den Verhandlungen durch Trinken von Wein besiegelt wurde. Eine weitere Erwähnung Lindenbergs stammt aus dem Jahre 1455. In diesem Kaufbrief verkauft ein Mann namens Hermann von Seelbach eine Wiese an mehrere Personen, darunter zwei Brüder aus Lindenberg. Einer der Schöffen,

der diesen Brief beglaubigt hatte, ist der ehrbare Hans aus Lindenberg, der bei weiteren Verhandlungen immer als Schöffe auftrat. Die verkaufte Wiese erhielt in den späteren Jahren den Namen „Schulzenkinderstück.“ Erst 1582 erscheint bei einer Kaufverhandlung der Familienname. Hier verkaufen Johann Zimmerman zu Linteberg und seine eheliche Hausfrau Stema eine Wiese an der „Krumb bircken“ und ihren Garten am „gueten Morgen“ gelegen.

 

In einer Herbstschatzung aus dem Jahre 1461 stellt das Kirchspiel Oberholzklau

das älteste Einwohnerverzeichnis dar. Lindenberg hat lt. Siegener Urkundenbuch, Abteilung 2, 5 Einwohner und zwar: Hans, Heine, Heinrich, Henne und Hertwin. Ob der Letztgenannte wohl identisch ist mit dem „Hertwin von Lintenbrecht“ in der Urkunde von 1382?

In einer sogenannten Türkensteuerliste von 1542 aus dem Archiv in Wiesbaden

werden folgende Lindenberger aufgeführt:

– Hirten Henn gütter zu Lyntenbracht

– Hans Zirnmerman zu Lintenberg

– Johann der Stam zu Lyntenberg

– Heitten seliden Haus (Frau) Meckel zu Lyntenberg

– Meckel vorgenannt

– Heitten Sybel zu Lyntenberg

– Greta Witwe zu Lyntenberg

– Arnolt zu Lyntenberg

– Hans Hoffmann zu Lyntenberg

– Hans der Weig zu Lyntenberg

Sehr interessant ist die unterschiedliche Schreibweise von Lindenberg. In einem weiteren Verzeichnis des Amtes Freudenberg vom 9. August 1563 erscheinen 9 Abgabepflichtige mit ihren Familien, Knechten, Vieh und Gütern. Nachfolgende Steuerliste gibt einen weiteren Einblick in die Besitzverhältnisse der Lindenberger Familien.

Ein Verzeichnis von 1563 und ein Schatzungsregister von 1566 geben Auskunft

über die Größe der Kirchspieldörfer und Kirchengüter. Da hatte Lindenberg 10 Häuser, 76 Seelen und 102 Stück Großvieh.

Eine Reichsschatzung des Amtes Freudenberg sowie eine weitere Steuerliste aus dem Jahre 1599 zeigen an, was jeder Haus- und Hofbesitzer an Abgaben u. a. an den Pastor und den Glöckner zu leisten hatte.

Im Jahre 1595 legte Pfarrer Luth in Oberholzklau das erste Kirchenbuch an. Seitdem werden alle Geburten, Trauungen und Sterbefälle festgehalten. Pfarrer Luth war 54 Jahre Pfarrer in Oberholzklau gewesen, als er 1609 bei seinem Schwiegersohn Wolfgang Schuhmacher in Lindenberg starb.

Viehseuchen, Missernten, schwere Krankheiten, hohe Steuern und Abgaben, die überwiegend in Naturalien abgegolten wurden, machten den Bewohnern des kleinen Dörfchens immer mehr zu schaffen. Der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648, in dessen Gefolge Überfälle und kriegerische Auseinandersetzungen vorkamen, machten dem kleinen Gemeinwesen immer mehr zu schaffen. Pest und die rote Rur forderten in Lindenberg viele Menschenleben. 1624 starben 16 und 1628 gar 25 Personen an den schweren Krankheiten. 1642 stand Lindenberg vor der Aufgabe. Nur noch drei Höfe waren übriggeblieben. In einem Schreiben an den Amtmann von Freudenberg und seinen Räten wird die wirtschaftliche Situation erläutert:

Von alters her sind 10 Häuser zum Lindenberg bewohnt worden, deren aber

nunmehr weiter nicht als 3 in esse sind und gebraucht werden. Wenn aber dessen

ungeachtet wir 3 übrigen geben sollen und müssen was vorhin abgemelte 10 gegeben, und da ein solcher ein Weg zum äußeren Ruin und Verderben ist, ja, wo ein solches also längerr continuiert werden sollte, nur das „jus emigrandi„ (Recht zur Auswanderung) an Hand nehmen mussten, derentwegen zwingt uns die unumgängliche Notdurft, E. Hochf. Gnaden demütig zu bitten, uns über die Gebühr nicht beschweren zu lassen, sondern die Verordnung zu tun, dass wir sollten von den unterhabenen Gütern die Schatzung und Contribution geben und darüber nicht beschwert werden mögen.

Weiter führten die Lindenberger Klage am Ende des Krieges, dass die Hauberge mehrenteils bloß seien, dass sie jährlich nicht einen Wagen für Kohlholz darauf bekommen könnten.

Das lässt darauf schließen, dass auch Köhlerei betrieben wurde. (Noch heute

sichtbar hinter dem Druckhaus MRD auf dem Weg nach Alchen).

Scheinbar hatte sich Lindenberg in den folgenden Jahren etwas erholt, denn in einer Auflistung, in der es um den Pfarrhaber des Kirchspiels Oberholzlclau geht, werden 6 Familienvorstände aufgeführt und zwar:

Jakob Bottenberg wittib

Hanß Bottenberg wittib

Johannes Ernsdorf

Eberhard Klußen

Hanß Becker

Johannes Decken wittib

1703 führte das Amt Freudenberg eine Personenstandsaufnahme durch. Hier werden folgende Haus- und Hofbesitzer aufgeführt:

Jakob Bottenberg wittib

Jakob Bähr

Jakob Wiesemann

Johann-Ebert Ernsdorff

Johannes Kluß

Ebert Ernsdorff

Hanß Becker

Mannes Decken

Im Jahre 1707 hatte Lindenberg 8 Steuerzahler, 8 Häuser und 34 Einwohner.

1708 erschien eine Designation der Einwohner des Amtes Freudenberg, in der 8 Personen genannt werden. Es sind:

Göbel Beer

Jakob Beer

Jakob Wiesemann

Ebert Ernsdorff

Johannes Kluß

Johannes Becker

Johannes Dicke

Johann-Ebert Emsdorff

Welch unruhige Zeiten nach wie vor herrschten, lässt sich an einer Anhörung der Gemeindeglieder erkennen, die 1711 im Kirchspiel Oberholzklau stattfand. Pfarrer war zu dieser Zeit Heinrich Culbach. Alle Orte waren aufgerufen, sich zu äußern. Bei Lindenberg steht:

Lindenberger können nicht präsent sein wegen Ankunft von Truppen.

Nach wie vor musste hart um das Überleben gekämpft werden. Viele Siegerländer

Familien wanderten nach Amerika aus oder folgten dem Aufruf von König Friedrich

Wilhelm des 1. nach Ostpreußen. Jakob Wiesemann wird in einer Aufstellung

über alle Kolonisten in Preußisch-Litauen aufgeführt. Er war in Alchen geboren, kam 1715 aus Lindenberg und hatte kein Vermögen. 1717 kam er nach Groß-Schorschienen und starb dort 1728.

Obwohl der 7-jährige Krieg (1756-1763) um Schlesien stattfand, also weit im Osten Deutschlands, war die Zeit geprägt von Truppendurchzügen. Meistens waren es Franzosen, die Fourage verlangten, das heißt Mensch und Tier mussten versorgt werden. Des weiteren zwang man die Bauern zu Fuhrmannsdiensten, die sich oft über Tage hinzogen.

Geradezu aufmunternd ist da eine Geschichte, die sich auf der Lindenberger Höhe im Hause Ernsdorf zugetragen hat. Am 24. Dezember des Jahres 1768, so berichtet das Kirchenbuch Oberholzklau, wurde von der Ehefrau des Johann Bismarck eine Tochter geboren. Sie kamen von Köln und wollten nach Friedberg reisen. Unterwegs waren dem Postwagen zweimal die Achsen gebrochen und dadurch kamen sie in zeitlichen Verzug. Jener Johann Bismarck war Kammerdiener bei dem Grafen Dismaritz. Das Kind wurde von dem Holzkauer Pfarrer Winter getauft. Als Patinnen, oder wie man damals sagte Gevatterinnen, stellten sich Anna-Catharina, die Tochter des Johannes Ernsdorf, und Anna-Catharina, die Tochter des Hanß-Henrich Ernsdorf, zur Verfügung.

Im Jahre 1775, bei der Einführung der Zwangsfeuerversicherung im Siegerland,

bekamen alle Häuser auch in Lindenberg Hausnummern (die bis 1969 fortgeführt

wurden). Zu diesem Zeitpunkt standen 11 Häuser und 3 Scheunen im Dorf.

Von 1782 an wurde den Lindenberger Kindern in der Winterzeit Schulunterricht erteilt. 1791 baute man eine kleine Kapellenschule in der Nähe des Dorfweihers. Auch kirchlichen Unterricht und Betstunden hielt der Holzklauer Pfarrer hier ab. Als sogenannter Kapellenmeister fungierte Johannes Bender von der „Höhe“.

Nach der französischen Revolution 1789 gab es große Unruhen in Europa. Ab 1790 bekam das auch unsere Heimat erneut zu spüren. Viele Durchzüge fremder Heere waren zu vermelden. Abermals waren es überwiegend Franzosen. 1796 kam es dann zum „Freudenberger Kriegskassenraub“, woran auch heimische Bauern mitgewirkt hatten. Für den Schuhmacher Johann-Henrich Lütz aus Lindenberg nahm es ein tragisches Ende. Im Sterberegister der Kirchengemeinde Oberholzklau wird vermerkt:

Johann-Henrich Lütz, 42 Jahre alt, von den Franzosen in der Beyebach (Peimbach) erschossen.

Die Kirchengemeinde Oberholzklau hatte keine Kirchengüter in Lindenberg. Aber auch die Lindenberger Familien mussten zur Pfarr- und Schulbesoldung ihre Abgaben leisten. Dies geschah in Form von Naturalien. An Martini (11. November) mussten 4 Mesten (Siegerländer Hohlmaß) überwiegend Hafer pro Haushaltung abgeliefert werden. Für Schul-, Organisten- und Küsterstelle waren nochmals 2 Mesten fällig. In späteren Jahren erfolgten diese Abgaben in Geldbeträgen. Die Abgaben für Prediger und Schuldiener regelte der Landesherr. Durch Beschluss des Presbyteriums wurden armen Familien die Abgaben erlassen. Obwohl es klare Regelungen diesbezüglich gab, kam es immer wieder zu Schwierigkeiten. So berichtet der Holzkauer Pfarrer Schepp, dass zwei Lindenberger Brüder, die ihre eigenen Familien hatten, gemeinsam in einem Haus wohnten und auch einen gemeinsamen Tisch führten, nur für eine Familie die Fruchtabgabe leisteten. Auch vor Gericht bekam der Pfarrer mit seiner Forderung nach zwei AbgabenRecht. Aber man ließ sich nicht überzeugen. Es ging noch lange hin und her. Wie es letztendlich ausgegangen ist, kann man nicht mehr nachvollziehen. Da die Rechtslage ziemlich eindeutig war, werden die Gebrüder wohl nachgegeben haben, zumal ein Sohn eines der beiden später Kirchenältester und Ortsschöffe war.

In all den Jahren lebte man von der kargen Landwirtschaft, dem dazugehörigen

Haubergswesen und auch von der Köhlerei. Der Beruf des Bergmanns nahm

ab dem 18. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung zu. Erwähnenswert sei hier, dass Johann-Jakob Arnold (1698-1774), ein Lindenberger Bürger, Bergschöffe für das Amt Freudenberg war. Weitere Berufe tauchen später auf, wie z. B. Weber, Schneider, Färber, Zimmermann, Schreiner; am Ende des 19. Jahrhunderts auch Industriearbeiter.

Am 29. Juli 1815 kam das Siegerland zu Preußen. Die langjährige Fremdherrschaft mit den vielen Unsicherheiten hatte ein Ende. Ein Gefühl der Freiheit kam auf. Viele Neuerungen zogen ein. Ein besonders großer Freiheitsdrang war bei den Bauern vorhanden. So trafen sich laut Lehrer W. Ring im Jahre 1848, also im Revolutionsjahr, Bauern auf der Lindenberger Höhe. Was sie bedrückte, brachten sie in 14 Punkten vor. Man verlangte u. a.

– Mündigkeit und Selbstständigkeit der Gemeinden

– Wegfall der neuen Wiesenordnung

– freie Jagd.

Bald legte sich diese Unruhe jedoch wieder und man ging fleißig wie eh und je der Arbeit nach.

1820 erhielt Lindenberg als eine der ersten Gemeinden einen kommunalen Friedhof. Er wurde unterhalb des Bärengartens angelegt.

Bei der Einführung der Landgemeindeordnung 1856 erhielt Lindenberg seinen ersten Ortsvorsteher und Gemeinderat. Bis 1861 versah Johann-Henrich Kämpfer („Flennersch“) die Aufgabe des Ortsvorstehers. Große Aufgaben konnte man den Aufzeichnungen noch nicht entnehmen, es fehlten dazu auch die finanziellen Mittel. Man konnte darin aber lesen, dass man erst 1885 wieder einen eigenen Schulbetrieb hatte. Zwischenzeitlich waren die Kinder 56 Jahre lang nach Oberheuslingen gegangen.

In der Zeit von 1880 bis 1890 entstand im Zuge der Erweckungsbewegung die evangelische Gemeinschaft. 1898 baute man mitten im Dorf das Vereinshaus. Es war die Versammlungsstätte auch für die Sonntagsschule, die Chöre, den Jungmänner-Verein (CVJM) und den Missionsfrauenverein.

Die erste Omnibusverbindung Freudenberg – Lindenberg nahm 1907 ihren Betrieb auf. Am Steuer des Motorbusses saß ein Lindenberger, Otto Kögler. Somit konnte man die Verbindungen nach Siegen als auch nach Freudenberg als gut bezeichnen.

Nach der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert bestand auch ein Männergesangverein. Er führte den Namen „Harfe Lindenberg“ und wurde von dem Vorsitzenden Paul Bottenberg geleitet. Nach dem 1. Weltkrieg gründete man einen Fußballverein und auf der Höhe des Sangerkopfes, fast in der „Trustemich“, also weit weg vom Ort, entstand in mühevoller Arbeit ein Fußballplatz. Nach dem 2. Weltkrieg wurde diesem Verein neues Leben eingehaucht und man nahm auch an Meisterschaftsspielen teil. Beide Vereine hatten nur kurz Bestand und lösten sich wieder auf.

Trotz hoher Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg und wenig finanziellen Mitteln ließ die Gemeinde ein Ortsnetz erstellen und am 7. November 1924 floss elektrischer Strom durch die Leitungen. Die Betreuung des Ortsnetzes übernahm eine heimische Firma.

Der kleine Ort wuchs bis um 1910 auf 229 Einwohner heran und somit auch die

Kinderzahl. So musste man 1927 eine neue Schule erbauen, die mit viel Eigenleistung erstand.

Aus der Pflichtfeuerwehr wurde in den 1930er Jahren eine freiwillige Feuerwehr, die bis heute mit dem wertvollen Nachwuchs der Jugendfeuerwehr ihren wichtigen Dienst versieht.

Die vielen Opfer der beiden Weltkriege, vor allem des 2.Weltkrieges, ließen viele gute Entwicklungen zum Stillstand kommen, die erst mühevoll wieder aufgebaut werden mussten.

Die Poststelle war lange Jahre bei Söhlers („Jonge“) mitten im Dorf angesiedelt. Nachdem dann Paul und Lina Seelbach, geb. Söhler, ihr neues Haus auf der Lindenberger Höhe bezogen hatten, zog auch die Post dort in neue Räumlichkeiten.

Danach betrieben Frieda Wüst im Backesweg, und vor Schließung Grete Dicke und

Ilse Schäfer die Poststelle.

Die Versorgung Lindenbergs mit Frischwasser war ein Thema, das über Jahrzehnte den Gemeinderat und auch die Bürger sehr beschäftigte. Erst 1956 verfügte man nach zweijährigem mühevollem Hand- und Spanndienst über gutes Trinkwasser. Die neu gebaute Breitenbach-Talsperre in Allenbach belieferte auch unseren Ort mit dem wertvollen Nass.

Ab ca. 1960 setzte eine rege Bautätigkeit von Wohnhäusern ein. Beständig wuchs der Ort heran und erreichte nach 1940, als unser Ort 298 Einwohner hatte, bald das Doppelte. Neue Häuser entstanden in der Siebelsaat, am Lederbach, in der Heidschlade und im Klef.

Auch die Kinderzahl wuchs, und es wurde 1960 ein zweiter Klassenraum an die bis

dahin einklassige evangelische Volksschule angebaut.

Im Zuge des Autobahnbaues entstanden neue Straßenzüge durch unseren Ort.

Die Siegen-Freudenberger Landstraße übernahm die Aufgabe eines Autobahnzubringers und wurde wesentlich verbreitert. Die Straße nach Oberheuslingen bekam eine Führung, und zwar mitten durch die Hofwiese. Bedingt durch den Straßenbau mussten die Häuser Wüst („Zielches“) und Wiesner („Lenches“) an der Siegener Straße weichen. Das ortsbildprägende Haus des Lehrers Fischbach („Beckersch“) sowie das Doppelhaus Cassens („Jurste“) und Malunatt („Bertress“) in der Dorfmitte fielen dem Abrissbagger zum Opfer. Lindenberg bekam ein ganz neues Gesicht. Der dörfliche Charakter verlor sich mehr und mehr. Bis in die 1960er Jahre hatte Lindenberg vier Geschäfte, in denen man den täglichen Bedarf decken konnte. Die Post war da und später gesellte sich auch eine Filiale der Sparkasse dazu. Nach und nach löste sich eines nach dem anderen auf.

Auch die Schule verlor 1969 ihre Daseinsberechtigung und die Kinder mussten fortan nach Büschergrund zum Schulunterricht. Die Gemeinde Lindenberg gab im Zuge der kommunalen Neuordnung 1969 ihre Selbstständigkeit auf. Nachdem nun mehr und mehr Gewerbesteuer in die stets sehr bescheidene Gemeindekasse floss, lenkte man auch diese Quelle um. Am 13.12.1968 fand die letzte Gemeinderatssitzung unter Vorsitz des Bürgermeisters Wüst statt.

Kommunalpolitik wird jetzt von Freudenberg aus gemacht. Die Lindenberger Belange vertreten die gewählten Stadtverordneten und der Ortsvorsteher. Im Lederbachtal wuchs inzwischen ein Industriegebiet heran und auf der Wilhelmshöhe entstand ein großes Gewerbegebiet. In der ehemaligen evangelischen Volksschule ließ sich zunächst einmal die Autobahnpolizei nieder. Nach deren Auszug entstand durch viel Eigenleistung ein schmuckes Bürgerhaus. Federführend ist der Heimat- und Verschönerungsverein Lindenberg. Weitere Vereine, Genossenschaften und Institutionen sind die evangelische Gemeinschaft, die freiwillige Feuerwehr, die Gymnastikgruppe der Frauen, der Schützenverein, die Notgemeinschaft Hilfe am Grabe sowie die Waldgenossenschaft.

Das kann nur ein chronologischer Abriss der Geschichte Lindenbergs sein, den

man stets erweitern kann. Einiges wurde nur kurz erwähnt, dem man an anderer

Stelle in dieser Chronik mehr Aufmerksamkeit widmet.

Friedhelm Röcher

 

 

Tabellen, Listen usw. müssen an den z. T. im Text erwähnten Stellen eingefügt werden, ansonsten müsste der Text entsprechend geändert werden. Im Originalmanuskript sind die einzufügenden Dokumente ersichtlich!

Sollen noch mehr Namen fett gedruckt werden? (Gilt sicher auch noch für andere Artikel)

Sollen Zwischenüberschriften zur besseren Übersichtlichkeit eingefügt werden?

Sollen außer dem letzten Absatz im gesamten Text Hinweise auf die detaillierten Einzelartikel zu den jeweiligen Abschnitten eingefügt werden?

Auf der ersten Seite ist ein „Bruderweg“ erwähnt. In einem ausführlicheren Artikel dazu ist dieser wohl „Brüderstraße“ genannt. Was ist richtig? > Ggf. ändern!

Irgendwie passen die kurzen und nicht zusammenhängenden Absätze aus der „Neuzeit“ (so ab 1880) nicht so recht zu der „großen Historie“ der vorangegangenen Texte.

Der rot markierte Absatz klingt unlogisch bzgl. der angeblich nur kurzen Bestandszeit beider Vereine.