Die Geschichte Lindenbergs
Die Geschichte Lindenbergs
Lintenbracht 1344 – Lintenbrecht 1382 – Lindenberg 2006
Zum erst Mal wird ein Ort mit dem Namen „Lintenbracht„ im Jahre 1344 erwähnt. Diese Erwähnung kann leider nicht durch eine Urkunde belegt werden.
Die Adeligen von Bicken, die ihre Stammburg in der Nähe des Dorfes Bicken bei Herborn hatten, stellten im Jahre 1344 ein Verzeichnis aller Personen auf, die ihnen gegenüber zu Abgaben verpflichtet waren. In dieser Aufstellung heißt es unter anderem: „Item zu Lintenbracht den großen Zehnden in dreyen Huben zumhaln und den kleinen zumhaln“. Diese Angaben lassen darauf schließen, dass Lindenberg im Jahre 1344 schon aus drei Höfen bestand, da die Angaben immer je Hof zu leisten waren.
In dieser Zeit muss es auch Streit gegeben haben zwischen Lindenberg und Alchen, da in früheren Zeiten die Alcher Gemarkung bis an den Höhenweg Siegen – Freudenberg (vom Heisberger Bahnhof bis zur „Krummen Birke“) gegangen ist. Die Lindenberger Grenze ist eine echte Kampfgrenze, die am Berg auf und ab springt und sich durch viele Streitigkeiten erst endgültig gebildet hat.
Die erste urkundlich nachweisbare Bestätigung der Existenz des Ortes Lindenberg taucht in einem beglaubigten Schreiben auf, das einen gütlichen Vergleich zwischen Bürgern und dem Kloster Keppel beschreibt:
Am 25. September 1382 geben Tile von Alche, Henne Odincdorf, ein Zimmermann, Hertwin von Lintenbrecht und Rutger von Alche eine Erklärung mit einem rechtlich gültigen Inhalt ab, die von Friedrich von Krottorf, Conrad von Bicken und Franke von Mengerskirchen durch drei Siegel beglaubigt wird.
Dadurch wird die Erwähnung von Lindenberg rechtlich und glaubhaft festgelegt.
1382 heißt der Ort Lintenbracht. Bis in das Jahr 1461 änderte sich der Name in Lintenbricht und 1463 sogar in Lyntenbrecht. Später änderte sich die Wortendung stärker. Im Jahre 1560 nannte man ihn Lidenbergk, 1563 dann Linttenbergk.
Im 16. und 17. Jahrhundert blieb der Name Lintenberg. Erst ab 1690 behielt der Ort seinen jetzigen Namen.
Eine weitere Erwähnung Lindenbergs stammt aus dem Jahre 1455. In einem Kaufbrief verkauft ein Mann namens Herrmann von Seelbach eine Wiese an mehrere Personen, darunter zwei Brüder aus Lindenberg. Einer der Schöffen, die diesen Kauf beglaubigten, ist Hans von Lindenberg.
Diese verkaufte Wiese erhält in den späteren Jahren den Namen „Schulzenkinderstück“ und dürfte unter dieser Bezeichnung einigen älteren Bürgern noch bekannt sein.
So fügt sich durch die Erwähnungen in Briefen oder Kaufverträgen nach und nach ein Mosaik zusammen, das uns ein Bild des Ortes während seiner Entwicklung vermittelt.
Im Jahre 1550 gab es einen großen Streit zwischen Alchen und Lindenberg. Dieser Streit ging als „Hudestreit“ in die Geschichte ein.
Wie schon zuvor erwähnt, ging die Gemarkung Alchen bis an den alten Höhenweg Siegen – Freudenberg. Der neue Ort Lindenberg lag aber jetzt mitten in dieser Gemarkung und die Leute nutzten einen Teil des Alcher Landes. Anfangs hatte man die Bewohner Lindenbergs geduldet. Als es nun darauf ankam, das Eigentum zu behaupten, da war es nicht mehr möglich. In der Vergangenheit waren die Grenzen nirgendwo schriftlich festgelegt worden und man konnte den genauen Besitz nicht mehr belegen. Den Verlauf der Grenzen kannte man nur durch die gelegentlichen Grenzgänge. Während dieses Streites brachten die Lindenberger sogar einmal einen Alcher Hirten in den Turm. Leider kann man nirgends feststellen, wie der Streit ausgegangen ist. Fest steht jedoch, dass die Alcher Bürger diese umstrittenen Gebiete im Laufe der Zeit eingebüßt haben.
Die Entwicklung Lindenbergs war recht abwechslungsreich. Die genaue Einwohnerzahl kann man bis in das Jahr 1818 nicht angeben, da man in den Jahren nur die Haushalte oder steuerpflichtigen Personen gezählt hatte.
Eine kleine Tabelle soll die Entwicklung wiedergeben:
1461 4 steuerpflichtige Personen
1563 11 Haushaltungen
1696 6 Wohnhäuser
1818 87 reformierte Einwohner
1858 136 Personen
1900 202 Personen
1933 278 Personen
2006 842 Personen
Ereignisse, wie Krankheiten, Kriege, Seuchen und anderes, ließen die Einwohnerzahl Lindenbergs immer wieder abnehmen.
So zum Beispiel gibt es eine unschöne Begebenheit am 08. September 1796:
Nachmittags um 14 Uhr wurde ein Lindenberger Bürger von den Franzosen erschossen, weil er an dem Raub der französischen Kriegskasse beteiligt gewesen sein soll. Sein Name war Johann Heinrich Lütz, verheiratet und von Beruf Schuhmacher.
Dem Ruf in die große weite Welt folgten einige Bürger aus Lindenberg. So finden sich Lindenberger Namen u.a. in Preußisch-Litauen, in dem Ort Groß-Schorschienen.
Seit Beginn der Ortsgründung gehörte Lindenberg zum Kirchspiel Oberholzklau. Man bestattete die Toten auf dem dortigen Friedhof bei der Kirche.
Das änderte sich 1820, als die Lindenberger einen eigenen Friedhof bekamen und die Toten endlich im eigenen Ort bestatten konnten: Der erste Friedhof lag am Ortsrand im Beerengarten. Nach der Jahrhundertwende wurde dann in der Lederbach ein neuer Friedhof angelegt. Der heutige Friedhof befindet sich im Krautseifen zwischen der Straße Freudenberg-Siegen und dem früheren Höhenweg. Dort ist auch von den Bürgern eine geräumige Friedhofshalle errichtet worden.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden Lindenberger Kinder im Ort unterrichtet. In einem kleinen Raum durfte die Gemeinde von 1782 an im Winter Schule halten. Dieser Raum wurde bald zu klein. Deshalb schenkte man der Gemeinde im Jahre 1787 zum Besten der Schule den „Latterbachs Weyer“. 1791 wurde die kleine Schule fertig gestellt.
Von 1792 an erlaubte man den Bürgern nun, Unterricht und Gebetstunden dort abzuhalten – aber nur im Winter. Die Leute sollten weiterhin im Sommer dien Gottesdienst in Oberholzklau besuchen. Die Winterschule existierte bis 1829. Von da an mussten die Kinder die Schule in Oberheuslingen besuchen. Erst ab 1885 wurde eine neue Schule in Lindenberg errichtet. Jetzt konnten die Kinder im eigenen Ort die Schule besuchen.
Bis 1990 war die Lindenberger Schule Domizil der Autobahnpolizei. Nach rund einjähriger Umbauzeit haben sich die Lindenberger Bürger ein Bürgerhaus geschaffen, das heute das Zentrum des dörflichen Geschehens ist.
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